Im Rahmen des Forschungsprojektes „Rettungsdienst in den Adrialändern“ von Prof. Dr. Gerhard Nadler, seit Frühjahr 2015 werden mehrere Vergleichsstudien zum Rettungswesen in verschiedenen Staaten der Europäischen Union durchführt, waren am 5. und 6. September 2019 drei Führungskräfte des Rettungsdienstes aus Slowenien zum Austausch über die Fortentwicklung des Rettungsdienstes in den beiden Ländern in Bayern zu Gast.

Dieses Forschungsprojekt kann als organisationswissenschaftliche Forschung eingeordnet werden. Der Forschungsansatz kann als explorativ bezeichnet werden. In mehreren Phasen werden durch verschiedene Methoden (im Rahmen von Exkursionen bzw. Vorortterminen werden insbesondere Expertengespräche geführt, Einrichtungen und Ausstattung in Augenschein genommen und auch Gespräche mit dem Fachpersonal geführt) die Informationen gewonnen, die letztlich einen Systemvergleich ermöglichen.

Am Donnerstag wurde den drei Gästen, dem Leiter des Rettungsdienstes der Hauptstadt Ljubljana, der in Slowenien auch für die Implementierung von Innovationen verantwortlich ist, sowie den Leitern der Rettungsleistellen in Ljubljana und Maribor, durch einen einstündigen Einführungsvortrag von Professor Nadler ein Überblick über die Organisation des Gesundheits- und Rettungswesens in der Bundesrepublik Deutschland gegeben.

An der Feuerwache in Ottobrunn wurden die Besucher von Kommandant Eduard Klas über den Frist Responder – Dienst bei Freiwilligen Feuerwehren in Bayern informiert. Anschließend erfolgte der Besuch verschiedener Einrichtungen des Rettungsdienstes in München. Dort standen die Integrierte Leitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienst (ILS), die von der Berufsfeuerwehr München betrieben wird, das Konzept zum Einsatz von Hubschraubern beim Massenanfall von Verletzten der Feuerwehr München sowie der Intensivtransporthubschrauber (ITH) der Deutschen Rettungsflugwacht und der Intensivtransportwagen (ITW) des Arbeiter-Samariter-Bundes im Fokus. Referate zu verschiedenen in diesem Kontext relevanten Themen wurden auf der Feuerwache 4 von BA Thomas Klusak, BA Rainer Sollinger, BAR Andreas Schumann und LM Dr. Martin Schmid gehalten.

Am Freitag fuhr die Besuchergruppe zusammen mit Professor Nadler nach Straubing. In den Räumen der Integrierten Leitstelle, die in Straubing vom Bayerischen Roten Kreuz (BRK) betrieben wird, wurde den Gästen zunächst das Telenotarzt-System erläutert und in einem der Rettungswagen auch vorgeführt. Die zahlreichen Fragen wurden von Gerhard Kleeberger (Leitstellenleiter), Christopher Helmbrecht (IQ Medworks, Freyung) und dem diensthabenden Telenotarzt Dr. Marcus Turkowski beantwortet. Zudem gab es die Gelegenheit sich mit den Mitarbeitern der Leitstelle direkt an deren Arbeitsplatz auszutauschen.

Danach wurde die Besuchergruppe im Klinikum St. Elisabeth in Straubing von Geschäftsführer Dr. Christoph Scheu und dem stv. BRK-Chefarzt Dr. Albert Solleder begrüßt. Im Klinikum konnten der Bereich der Notaufnahme, die Notfallpraxis, die Rettungshubschrauberstation auf dem Klinikdach sowie das Notarzteinsatzfahrzeug des BRK in Augenschein genommen werden. Von den Gästen wurden im Laufe der drei Stunden viele Fragen gestellt, die von der Oberärztin Dr. Stefanie Lang, dem leitenden Hubschrauberarzt Dr. Christoph Kerscher, dem Ärztliche Leiter Rettungsdienst Christian Ernst und Dr. Albert Solleder beantwortet wurden.

Professor Nadler konnte sich an diesen beiden Tagen mit den Gästen intensiv über die gegenwärtigen Änderungen im Rettungsdienst in Slowenien austauschen.

Zum  Abschluss der Exkursion hatten die Experten aus Slowenien die Aufgabe den Rettungsdienst in Deutschland zu bewerten. Positiv wurde unter anderem die Organisation der Luftrettung (RTH / ITH) in Deutschland bewertet, ebenso der Einsatz spezieller Intensivtransportwagen (ITW). Das Telenotarzt-System wurde als „quantum leap“ (Quantensprung) der Notfallversorgung bezeichnet. Negativ wurden unter anderem die regional sehr unterschiedlichen Kompetenzen der Notfallsanitäter und die teilweise sehr restriktiven Regelungen bewertet. Der Einsatz von Personal, das lediglich die „520-Stunden-Ausbildung“ zum Rettungssanitäter absolviert hat, zur Abfrage von medizinischen Notfällen in Leitstellen des Rettungsdienstes, wurde kritisch gesehen.

Danksagungen

Für die Unterstützung bei dem oben umrissenen Programm möchten wir uns ausdrücklich bei der Branddirektion München, der Freiwilligen Feuerwehr München, der Freiwilligen Feuerwehr Ottobrunn, der Deutschen Rettungsflugwacht, dem Arbeiter-Samariter-Bund RV München / Oberbayern, dem Bayerischen Roten Kreuz Landesverband, dem Bayerischen Roten Kreuz KV Straubing, IQ Medworks in Freyung sowie dem Klinikum St. Elisabeth in Straubing bedanken.

Ein besonderer Dank für die Mitwirkung bei der Organisation des Programms wird Herrn BA Thomas Klusak, Herrn Matthias Bonigut, B.Sc. und Herrn Dr. med. Albert Solleder ausgesprochen.

Für die Mitwirkung bei der Durchführung des Programms möchten wir uns auch bei allen oben nicht ausdrücklich genannt Personen, insbesondere bei Herrn BA Tobias Hupfauer (BF München), BM Denis Robenz (Feuerwehr TUM), Lukas Sälzle (NFS ASB / DRF) und Wolfgang Becker (NFS ASB), bedanken.

Foto (v.l.n.r.): Prof. Dr. Gerhard Nadler, Christopher Helmbrecht, die Besuchergruppe aus Slowenien und Gerhard Kleeberger vor einem mit dem Telenotarztsystem ausgerüsteten Rettungswagen der BRK